Sigma 14-24mm F2.8 DG ART – Ein Test für Reisende?

Ich habe das neue Sigma 14-24mm F2.8 DG ART für das Canon-Vollformat getestet. Kann das Superweitwinkel mit meinen bisherigen Weitwinkelobjektiven, einem Canon 16-35mm 4l und einem Walimex 14mm 2.8 mithalten und damit tatsächlich eine eierlegende Wollmilchsau für den Zweck der Reise- und Offroadfotografie werden?

Weitwinkelfotografie! Das bedeutet besonders im Bereich einer Canon-Vollformatkameras vor allem zweierlei: teure Objektive und wenig Auswahl! Canon selbst bietet den Bereich 16-35mm mit Blende 4 oder Blende 2,8 an. Günstiger geht es im Superweitwinkelbereich nur mit einem Walimex/Samyang.

Die technischen Daten des neuen ART-Objektivs mit einer lichtstarken Blende von 2,8 und einem Weitwinkelbereich bis 14mm machen Hoffnung auf einen echten Alleskönner für den semiprofessionellen Bereich. Sigma preist sein neues ART-Objektiv Sigma 14-24mm F2.8 DG ART für die Bereiche Reise, Natur und Architektur an. Mit knapp 1500 Euro ist es zwar nicht günstig, liegt aber noch deutlich unterhalb der lichtstarken Alternativen von Canon.

Interessante Perspektive – Nur mit Weitwinkel möglich!

Bisher verwende ich im Weitwinkelbereich vor allem zwei Objektive:

Das Canon 16-35mm F4L IS USM und das weinwinkligere Walimex/Samyang Pro 14mm F2.8.

Beide Objektive haben sich bei mir bewährt. Das Canon ist bei mir nahezu immer auf einer Kamera. Es ist für Landschaftsaufnahmen sehr gut! Das Walimex nutzte ich primär im lowlight-Bereich und für die Nacht. Oder auch mal, wenn es noch mehr Weitwinkel sein soll, als das Canon bietet. Beide haben aber auch Nachteile: Das Canon ist nicht sonderlich lichtstark und das Walimex hat nur einen manuellen Fokus und kann schon mal verzerren. Schön wäre es, wenn ich die Vorteile der beiden Objektive in einem neuen Objektiv vereinen könnte.

Was ist das richtige Objektiv für meinen Weitwinkelbereich?

Ein Großteil meiner Bilder entstehen im Bereich unter 28mm, weshalb ich das Sigma auf Herz und Nieren vor allem an der unteren Grenze teste und damit die Entscheidung treffen möchte, ob es mir die bisherigen beiden Objektive ersetzen wird.

Mehrere Bilderreihen sollen dabei helfen. Sie sind alle mit der selben EOS 6D Mark II aufgenommen und unbearbeitete RAW-Dateien.

Zuerst das Canon gegen das Sigma in der Brennweite 16mm:

Beim ersten Vergleichsbild wird deutlich, dass das Sigma bereits mit offener Blende bis in die Ecken sehr scharf abbildet. Außerdem wird das fotografierte Objekt nahezu verzerrungsfrei abgebildet. Das Canon hingegen ist bei offener Blende zwar in der Mitte genauso scharf, im Randbereich aber erst abgeblendet dem Sigma ebenbürtig.

Das zweite Vergleichsbild liefert ein ähnliches Ergebnis: Wobei ich abgeblendet das Canon im Zentrum ein wenig schärfer wahrnehme. Am Rand bleibt das Sigma aber klar vorn. Eine Verzerrung nehme ich in diesem Bild bei beiden Objektiven nicht wahr.

Auch die dritte Bildreihe ändert nichts am grundsätzlichen Unterschied. Details in der Ferne sehen beim Sigma schärfer aus als beim Canon. Am Rand bleibt das Canon weicher als das Sigma.

Nun vergleiche ich die selben Motive in 14mm zwischen Walimex und Sigma:

Bei der ersten Bildreihe fällt vor allem auf, dass das Walimex deutlich mehr verzerrt. In den graden Strukturen ist eine deutliche Fischaugenoptik zu erkennen. Es fällt aber auch auf, dass die 14mm des Walimex einen größeren Bildausschnitt abbilden, als die des Sigma. Die Randbereiche sind beim Walimex mit offener Blende bereits besser als beim Canon, allerdings immer noch nicht so gut wie beim Sigma.

Die zweite und dritte Bildreihe liefern ähnliche Ergebnisse. Lediglich die Fischaugen-Optik fällt bei den großen Motiven deutlich weniger ins Gewicht. Die Bilder behalten für mich weiterhin einen normalen Charakter.

Abschließend noch ein viertes Bild mit starkem Gegenlicht zur Darstellung chromatischer Aberrationen, in der auffällt, dass das Canon dafür deutlich anfälliger scheint als das Sigma:

Die Vorteile des Sigma 14-24mm F2.8 ART sind also:

  • Es ist bis in die Ränder bei offener Blende bereits sehr scharf.
  • Es verzerrt nahezu nicht.
  • Es scheint wenig anfällig für Abbildungsfehler in hell-dunklen Übergängen.
  • Es ist sehr gut verarbeitet.

Die Nachteile des Sigma 14-24mm F2.8 ART sind dagegen:

  • Es ist schwer und sehr groß, was ein Verstauen erschwert
  • Es halt keine Möglichkeit einen Filter aufzuschrauben, der besonders auf Reise- und bei Actionfotografie ein Schutzfaktor darstellen könnte.
  • Die 14mm sind nicht so weitwinklig und liegen deshalb recht nah an den 16mm des Canon.
  • Zoom und Fokusring sind für meinen Geschmack etwas zu schwergängig.

Was bleibt? Das Sigma ist ein super Objektiv und in der Abbildungsleistung den anderen beiden klar überlegen! Betrachtet man den Alltagsvergleich in meinem Anwendungsspektrum, so werden die Vorteile des Sigma dem Canon gegenüber aber auch wieder etwas relativiert:

Die bearbeiteten Bild lassen kaum noch eine Unterscheidung beider Objektive zu. Auch nicht im Detail.

Mein Fazit und meine Entscheidung: Es bleibt eine schwere Entscheidung. Die Vorteile des Sigma liegen auf der Hand. Es ist die beste Linse der drei hier dargestellten.

Werde ich es deshalb behalten? Nein.

Und zwar deshalb, weil ich bereits mit dem Canon ein gutes Objektiv besitze, das auf Reisen durch Gewicht und Filtergewinde punkten kann. Die fehlende Lichtstärke ist in vielen Fällen nicht so relevant. Einen Teil der fehlenden Schärfe kann durch abblenden ausgeglichen werden. Dagegen bin ich von den 14mm des Sigma enttäuscht, die einen deutlich geringeren Bereich abbilden können als das verglichene Walimex. Dies gibt auch schlussendlich den Ausschlag es nicht zu behalten. Natürlich mit einem weinenden Auge. Hätte ich das Canon noch nicht, würde ich hingegen sofort zum Sigma greifen! Aktuell ist mir der Mehrwert jedoch zu gering.

Konnte ich Dir helfen einen Eindruck zum Objektiv zu bekommen? Fällt dir eine Alternative zum Sigma ein? Hab ich einen Fehler gemacht bei der Entscheidung? Was denkst DU? Schreib es in die Kommentare! Ich freu mich drüber! 😉

6 Kommentare zu “Sigma 14-24mm F2.8 DG ART – Ein Test für Reisende?

  1. Claus

    Klasse be- und geschrieben !! Ich habe selbiges Objektiv für Nikon.. War sehr hilfreich dein Bericht!
    Danke
    Claus

  2. Frank

    Danke für Deinen Bericht. Ich habe ebenfalls das Canon und das Walimex und überlege mir das Sigma zuzulegen. Mir ist bei verschiedenen Tests ebenfalls schon aufgefallen, dass das Sigma nicht wirklich 14mm bietet – was sehr schade und für mich ein Grund ist, es nicht zu kaufen. Interessant ist auch, dass das Walimex so gut gegen das Sigma bestehen kann.
    Nachdem ich Deinen Test gelesen habe bleibe ich ebenfalls bei der bewährten Kombi Canon und Walimex an einer Sony a7R II.

    LG
    Frank

    1. DeKro Autor des Beitrags

      Cool dass ich dir damit weitergeholfen habe. Ich habe meine Kombi noch um ein Irix 15mm f2.5 ergänzt. Aktuell teste ich es gerade im mittleren Westen und ich muss sagen, das ist wirklich scharf und ohne auch für die Tagfotografie durch einen sehenswerteren Blendenstern und bessere randscharfe gegenüber dem walimex geeignet.

      1. Frank

        Danke für den Hinweis. Das Irix hatte ich bisher noch gar nicht in Betracht gezogen. Ich schaue es mir einmal an. Wenn es wirklich so gut ist, könnte es das Walimex ersetzen 😉 Hast Du zufällig Vergleichsfotos bzgl. des Blendensterns – das würde mich mal interessieren.
        Mir geht es vor allem auch um das Gesamtgewicht der Ausrüstung bei Wanderungen.

        Frank

  3. Pingback: Nikon mit Canons L-Linsen? – overtheland.de

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