4x4bembels auf neuen, alten Pfaden – Teil 2

Im zweiten Teil unseres Bembelstrips in die italienischen Seealpen geht’s nun auf die Klassiker: Col de Sommeiller, Assietta-Kammstraße und zu guter letzt auf die sagenumwobene Ligurische Grenzkammstraße… Im ersten Teil waren wir bereits in unsere einwöchigen Tour im Susatal zum Fort Pramand und auf Umwegen zum Fort Jafferau unterwegs gewesen… Hier findet du den Artikel dazu…

Col de Sommeiller

Für den nächsten Tag hatten wir uns bereits auf der steinigen Abfahrt des Vortages in unser nächstes Ziel verliebt: der Lago di Rochemolles. Erstmals von uns erblickt auf dem Fort Jafferau, blieb der herrlichen Stausee am Fuß des Sommeillers lange in unserem Blickfeld.

Bei herrlichem Sonnenschein legten wir am nächsten Morgen die wenigen Kilometer nach Rochemolles zurück. Von dort schlängelte sich eine zwar schmale, aber gut befahrbare, teilweise asphaltierte Piste, hinauf zum Stausee. Viele umgestürzte und entwurzelte Bäume machten deutlich, dass die Tausaison noch nicht zu lange zurückzuliegen scheint. Der See selbst führte jedoch gar nicht so viel Wasser wie vermutet. Am Zulauf des Stausees verschlechterte sich die Straße etwas und wir begannen die langen windigen Auffahrt zum höchsten Punkt der Alpen, den man mit einem Auto legal anfahren kann. Je höher wir kamen, desto atemberaubender wurde die Aussicht zurück Richtung Tal. Nachdem wir auch die letzte Hütte, das Rifugio Scarfiotti hinter uns gelassen hatten, wurde die Landschaft karger. Überall am Wegesrand sprangen Murmeltiere umher und verschwanden deutlich schneller, als ihr Name es erahnen ließ. Wasserfälle säumten den Weg hinauf und nach einer nicht enden wollenden Zahl an Kehren lachte uns erneut der alpine Winter aus seinem Sommerunterschlupf entgegen. Ein breites für Fahrzeuge nicht passierbares Schneebrett versperrte die letzten 3 Serpentinenkurven hinauf zum Gipfel. Es blieb nichts Anderes als Kurzerhand die Fahrzeuge abzustellt und die letzten Meter zum 3000m hohe Plateau mit seinem türkisblauen Schmelzsee zu Fuß zu erklimmen.

Der Anblick des Schnees, der in den See ragte und langsam in der Sonne taute, war jeden Schritt wert! Von hier war der Blick frei über die nächsten Bergkämme und in das benachbarte Frankreich.

Auf dem Rückweg und der Einkehr im Refugio erfuhren wir, dass die Strecke erst vor kurzem überhaupt freigegeben wurde. So gesehen hatten wir sogar Glück gehabt. Nicht zu glauben im August!

Für die Nacht plante ein Teil der Gruppe die Übernachtung am Zulauf des Lago di Rochemolles. Zusammen mit neugierigen Murmeltieren und einigen Schnaken verbrachten wir einen herrlichen Abend am Lagerfeuer und genossen die Unberührtheit der italienischen Alpen.

Der Aufstieg zum Col de Sommeilier. Nicht enden wollende Serpentinen zum höchsten befahrbaren Punkt der Alpen.

Ausblicke für die Seele… Was gibt es schöneres als in dieser Traumkulisse unterwegs sein zu dürfen.

Der Anspruch für die Offroader beläuft sich hauptsächlich auf die Motorentemperatur bei langer Steigfahrt…

Und erneut: Die Alpen in ihrer ganzen Pracht. Wer braucht da noch die Rockys…

 

Dann halt zu Fuß. Die letzten Meter zum Col sind noch Schneebehangen. So geht es nur zu Fuß bis zum Gipfel.

Der Bergsee auf 3000m lädt zum Verweilen ein…

Wie viele Sterne hat das Hotel nochmal?

Dauernder neugieriger Gast: Murmeltiere trifft man überall im Pimont, wenn es einmal etwas höher wird.

Assietta Kammstraße

Nach einem minimalistischen Frühstück ging es zurück ins Tal. Den Tag wollten wir nutzen, um uns zu DER Kammstraße schlecht hin aufzumachen: Über die Assietta-Kammstraße sollte es weiter Richtung Süden gehen, damit wir am kommenden Tag die Ligurische Grenzkammstraße in Angriff nehmen konnten.

Von Norden nach Süden trennt die Strada dell‘Assietta das Susatal von seinem benachbarten Chisonetal. Wir entschieden uns die Route vom Süden aus über das Olympiadorf Sestriere Richtung Norden zu fahren.

Über lange Passagen zieht sich die Strecke auf schmalen Kämmen entlang. Auf etwa Dreiviertel des Weges erreicht man ein kleines aber feines Refugio, das uns eine herrliche Brotzeit bescherte. Leider hingen die Wolken sehr tief und unsere Fernsicht wurde stark getrübt. Die vielen kleineren Burgruinen entlang der Strecke bewunderten wir so kurzentschlossen von den trockenen Sitzen unserer Jeeps aus. Wir entschieden uns auch den Colle delle Finestre, der sich im Norden an die Assietta anschließt, zu vertagen und zügig Richtung Limone Piemonte aufzubrechen, dem Ausgangspunkt für unsere morgige Tour.

Die Assietta teilt über viele Kilometer die Bergketten des Susa- und Chisonetal

Fort Central

Die gut 250km bis dorthin zogen sich länger als gedacht und so kamen wir erst recht spät auf dem Col du Tende und im Fort Central, dem geplanten Nachtlager an. Die alten Ruinen des etwas unterhalb des eigentlich Wehrforts gelegenen Versorgungsforts teilten wir uns noch mit anderen Reisenden. Kein Beinbruch, denn die Anlage ist weitläufig genug und bietet viele geschützte Übernachtungsmöglichkeiten. Fackeln, ein Lagerfeuer und ausgelassene Stimmung verwandelte das abendliche Mal fast zu einem echten Rittermal. Nirgends waren wir auf unserer Tour näher an der Geschichte als zwischen den verwitternden Mauern des ehemaligen französischen Forts. Es ist erstaunlich welch große Bedeutung den Alpenkämmen aus militärischer Sicht zuerkannt wurde. So viel wurde investiert um diese unzähligen Forts und Wehranlagen in dieser traumhaften Kulisse zu errichten.

Während das eigentliche Fort Central zum Übernachten eher ungeeignet ist, bietet das etwas darunter gelegene Versorgungsfort viele geschützte Möglichkeiten

Im Fackelschein zwischen alten Steinmauern unter dem Sternenhimmel… Wo gibt’s das sonst noch?

Ligurische Grenzkammstraße

Pünktlich kurz nach Sonnenaufgang packten wir unsere Sachen und ließen das Fort hinter uns. Seit einigen Jahren mit einer Fahrzeugmaut belegt, wird die Strecke regelmäßig ausgebessert und in Stand gehalten. Hat man kein Problem auf schmalen Pisten an Abgründen entlang unterwegs zu sein, ist Fahrt über die gut hergerichtete Ligurische Grenzkammstraße, die ehemals als Patrouillenroute der italienischen Armee diente, eine sehr entspannte Angelegenheit. Eine weitere Gruppe Offroader begegnete uns zum Glück erst gegen Ende, als sich die Route wieder unterhalb der Baumgrenze bewegte und die Möglichkeiten des Ausweichens größer war. Abwechslungsreiche Ausblicke über viele Bergzipfel hinweg und in unterschiedliche Farben getaucht schloss unser letzte große Tagesetappe der diesjährigen Alpentour ab. Beeindruckend, wie die Alpen mit den unterschiedlichsten Farben und Gebirgsformen so friedlich vor unserer Haustür liegen. Für uns hessische Flachlandtiroler immer wieder ein beeindruckender Anblick!

Der Weg ist das Ziel. Das gibt auch für die Ligurische Grenzkammstraße. Ab und an wir es dann doch schon etwas schmaler…

Zum Abschluss der Tour fuhren wir noch einmal das Ende der Assietta an. Auf der Passhöhe des Col de finstre, bekannt aus diversen Radrennen, liegt wunderschön gelegen noch ein altes Fort. Der Weg rauf ist ein Mekka für alle Kurvenräuber, geteert und schön zu fahren… Ein grandioser Abschluss einer tollen Tour mit Freunden! Wiederholung unbedingt erwünscht!

 

Für alle die gern bewegte Bilder mögen, hier zum Abschluss noch ein Videozusammenschnitt von Waxi:

2 Kommentare zu “4x4bembels auf neuen, alten Pfaden – Teil 2

  1. Waxi

    Ein toll geschriebener Reisebericht! Sogar beim Lesen bekomme ich noch Gänsehaut, obwohl ich dabei war! Ich könnte sofort wieder los! Wo fahren wir eigentlich nächstes Jahr hin?

  2. Claus

    Toll Toll … Wie der erste Teil wieder ein super Reisebericht mit ausdrucksvollen Fotos!
    Und Waxi! .. : Das Video ist sagenhaft.. und erst die Musik dazu: erste Sahne !

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