Als Canon-User auf Nikon umsteigen? Eine harte Entscheidung, schließlich habe ich nur Canon-Objektive! Und Canon-Objektive am Nikon-Body nutzen? Geht das und vor allem: Macht das Sinn? Ich habe den Test gemacht. Nikon Z6 mit Alston-Adapter und meinen gängigsten EF-Objektiven!
Zuvor muss ich aber etwas ausholen um den Sinn dieses Experiments zu erläutern: Als ich vor zwei Jahren nach einem Zweit-Body suchte und mich schlussendlich für eine Canon 6DII entschied, machte ich mir die Entscheidung schon nicht leicht. Zu gerne wäre ich damals schon auf ein spiegelloses System gewechselt. Canon schien sehr träge in der Modernisierung und Sony ging konsequent in Richtung einer spiegellosen Zukunft. Aber mit der Sony A7 konnte ich mich einfach nicht anfreunden, so gut ihre Performance auch sein mag.
ach Canon…
Nachdem vor gut einem Jahr dann endlich auch Canon mit der R-Reihe in die spiegellose Zeit aufbrach, hoffte ich bei Canon bleiben zu können. Die EOS R erfüllte für mich dann aber nicht die Erwartungen. Ein vernünftiges Setup mit Zoom-Weitwinkel war damals nicht verfügbar und ich hätte weiterhin bei meinen „alten“ EF-Linsen bleiben müssen, die zwar gut, aber auch groß und schwer sind. Damals hätte das aus meiner Sicht keine die Kosten rechtfertigende Verbesserung gebracht. Auch heute, gut ein Jahr nach Einführung des RF-Mounts ist die einzige für mich lohnenswerte neue Linse eine 16-35 2.8 mit hohem Gewicht und noch höherem Preis. Bereits bei der 6D entschied ich mich für die f4-Variante, statt für eine deutlich schwerere f2.8-Variante (siehe meinen Sigma-Test). Wann eine f4-Variante erscheinen wird ist nicht absehbar.
Neidisch blickte ich außerdem seit letztem Herbst auf die andere Seite der Macht: zu Nikon. Mit der Z6/Z7 scheint hier ein deutlich besserer Einstieg in die Welt der spiegellosen Vollformatkameras gelungen zu sein. Die Z-Serie erfreut darüber hinaus nicht nur Fotografen, sondern auch Videografen. Ganz im Gegensatz zur EOS R.
Seit einigen Monaten ist für das Z-System nun auch eine 14-30 f4 Linse zu haben, die in Sachen Schärfe in einer anderen Liga zu spielen scheint, als meine alten Canon-Linsen. Sie kostet außerdem nur die Hälfte der lichtstärkeren Canon RF-Variante.
Nachdem nun Altson einen autofokusfähigen Adapterring für EF-Linsen auf das neue Z-System anbietet, war für mich der Absprung von Canon hin zum Nikon-Lager besiedelt. Mit diesem Adapter müssten nicht sofort alle Linsen neu gekauft werden und ich könnte den Übergang langsam vollziehen…
Der Vergleich 6DII vs. Z6
Im direkten Vergleich zwischen den beiden Weitwinkelobjektiven (Canon 16-35 f/4l und dem Nikon Z 14-30 f4) fällt auf wie „schlecht“ eigentlich die Randschärfe des Canons ist. Erst ab Blende 8 wird der Rand brauchbar. Zugegeben, bisher ist mir das kaum aufgefallen, da ich es in der Landschaftsfotografie selten offenblendig genutzt hatte. Der Unterschied ist aber dennoch enorm und hält auch abgeblendet an. Weiterhin ist das Objektiv deutlich kleiner, noch weitwinkliger und bleibt trotzdem rundfilterfähig. Gigantisch! Vergleicht man die aktuellen Neupreise beider Linsen, so liegen nur 200 Euro dazwischen (1250 Euro für das Nikon, 1050 für das Canon). Für mich nicht vorstellbar, heute in eine solche alte Canon-Linse zu investieren.
Canon-Linsen, Sigma und Samyang mit Adapter an Z6?
Das aktuell von mir gern genutzte Sigma 20mm f1.4 Art bildet hinter dem Adapter genauso gut ab wie vor der Canon. Der Autofokus funktioniert, zwar nicht ganz so schnell und treffsicher wie am EF-Mount, aber auf jeden Fall nutzbar. Auch das manuelle Samyang/Walimex 14mm f2.8 bildet über den Adapter gleich gut ab wie an der Canon. Nachteile gibt es hier nicht, da manuell fokussiert wird.
Das lieb gewonnene alte Canon 70-200 f/2.8l funktioniert ebenfalls und gewinnt sogar noch etwas, da der integrierte Bildstabilisator in der Z6 unabhängig von den Linsen arbeitet und hier die verwacklungsfreie Nutzbarkeit ohne Stativ weiter steigen sollte. Ob der adaptiere Autofokus für schnelle Bewegungen ausreicht, muss ich noch testen.
Mit dem 70-200 machte ich auch gleich einen kleinen ISO-Rauschen-Vergleich. Es fällt auf, dass die Z6 im hohen ISO-Bereich (25600) zwar etwas höheres Farbrauschen aufweist, dafür unliebsame ISO-Streifen wie bei der Canon nicht hat. Nach der Rauschnachbearbeitung in Lightroom bleiben bei der Nikon deutlich mehr Details übrig als bei der Canon. Also auch hier gibt es Verbesserungen gegenüber der EOS.
Das aktuell einzige Objektiv, das ich nicht adaptieren kann ist das teilmanuelle IRIX 15mm f2.4. Leider wird die elektronische Blendensteuerung vom Alston (noch) nicht unterstützt. Eine Anfrage an den Hersteller ob eine Unterstützung in der Zukunft angedacht ist, blieb bisher unbeantwortet.
Als Metadaten wird jedes über den Ring angesteuerte Objektiv als Nikkor 24-70 f2.8 angezeigt. Die Blenden-Öffnung und Brennweite werden aber korrekt übertragen, auch wenn sie außerhalb des 24-70 und f2.8 liegen.
Mein Fazit
Abschließend ziehe ich für meine Anforderungen ein klares Fazit: Die Nikon Z6 mit 14-30er f4 Objektiv ist bei weitem kleiner, kompakter und bildet besser ab. Unterwegs ist sie einfacher und leichter mitzuführen wie die 6DII mit 16-35er f4. An der EOS R hätte ich aktuell und absehbar keine vergleichbare Kombination gefunden. Als Besitzer vieler Canon-Objektive kann ich gut mit der Adapterring-Lösung leben. Das macht den Umstieg auf finanziell angenehmer. Objektive wie das 70-200 2.8L oder auch das Samyang 14mm brauche ich nicht erneut für die Nikon kaufen. Hoffentlich kommt Nikon seiner Roadmap hinterher und bringt zeitnah das 20mm 1.4 heraus, auf das ich mich besonders freue und gespannt bin wie es sich gegenüber dem Sigma schlägt.
Ich habe außerdem das Gefühl, dass der vollständige Umstieg auch weniger lange auf sich warten lassen wird, als ursprünglich gedacht… 😉