Der dritte und letzte Teil unserer Skandinavientour – Endlich gab es den lang ersehnten sternklaren Himmel, aber auch Enttäuschung und veränderte Pläne! Eindrücke zum Träumen…
Die Wettervorhersage für die Westküste Norwegens war mies!
Wir entschieden uns deshalb für einen Abstecher von der geplanten Route zurück nach Schweden in den Abisko Nationalpark. Das Wetter dort soll in den nächsten Tagen deutlich besser sein. Die Sonnenaktivität soll zudem hoch sein, was weitere intensive Nordlichter erwarten ließ. Der Nationalpark, gelegen in einer Sumpflandschaft zwischen eisenhaltigen Bergen auf der einen und einem langgestreckten See auf der anderen Seite, bietet eine Vielzahl von Wanderwegen, ein kleines Skigebiet, viele Anbieter für Sommer- und Winteraktivitäten sowie die Aurora Sky Station auf 900m als besonderes Highlight zum Fotografieren von Nordlichtern. Genug Möglichkeiten für ein paar Tage Aufenthalt also.
Leider ist die Benutzung der Seilbahn und somit die Aussicht vom Berg an eine geführte Tour gebunden. Der sogenannte „Night Visit“ findet von 21-1 Uhr statt, muss vorab gebucht werden und kostet knapp 80 Euro je Person, inkl. Thermoanzug für den klapprigen Sessellift. Die Frage, ob wir für dieses teure Vergnügen bereit gewesen wären, stellte sich nicht: Ausgebucht für den Abend und auch die nächsten Tage. Schade eigentlich!
Die Wanderwege im Nationalpark selbst waren sehr gut markiert, so dass man sich auch im Winter auf nicht präparierten Wegen kaum verlaufen konnte. Auf Empfehlung der Touristeninformation, bewaffnet mit Schneeschuhen, heißem Tee in der Thermoskanne und Stirnlampen auf dem Kopf starteten wir sogar eine Nachtwanderung in absoluter Finsternis – nachmittags um 16Uhr!
An Nordlichter war an diesem Tag leider nicht mehr zu denken. Zu dicht war das Schneetreiben geworden. Doch mit Essen, Wein und einem guten Hörbuch ließ sich der Abend auch aushalten.
Die kurze Helligkeitsphase des nächsten Morgens nutzten wir für eine weitere Schneeschuhwanderung und staunten über das mehrere Stunden anhaltende Farbenmeer am Himmel. Auch wenn die Tage sehr kurz sind hier oben, die Farben sind ungleich intensiver als sonst. Hält ein normaler Sonnenauf- oder Untergang nur wenige Augenblicke an, kann man ihn zu dieser Zeit über mehrere Stunden bewundern. Das Farbspiel taucht dabei die doch sehr weiße Landschaft in wundervolle Farben.
Für die Nacht schlugen wir direkt am See unser Lager auf und hofften auf viele schöne Nordlichter. Trotz deckender Wolkenschicht traten sie ab und an zu Tage und tauchte die übrige Zeit den ganzen Himmel in ein gespenstiges Grün. Für die übrigen Touristen, die aus ihren kleinen Charlets ebenfalls ans Wasser kamen, entwickelte sich so unser direkt am Steg geparkter Jeep als dankbare Fotoalternative.
Trotz unverändert schlechter Wettervorhersage machten wir uns dann doch noch auf den Weg zu den Lofoten. Im Nachhinein keine sehr gute Wahl.
Glatte Straßen, wenig Sicht und Sturmböen, der einem Regen und Gischt ins Gesicht trieb, ließ uns unsere weitere Reiseplanungen noch ein weiteres Mal überdenken. Die wenigen hellen und schönen Momenten an den bergigen Fjorden der Insellandschaft konnte uns nicht zum Bleiben verleiten.
Wie schön (kalt) doch Schweden ist…
Wir überließen also die norwegische Küste dem schlechten Wetter und wollten unser Glück weiter im Landesinneren versuchen. Für uns ging es also erneut zurück nach Schweden, wieder an Abisko vorbei, wo wir ein gemütliches Silvester ohne die erhofften Nordlichter verbrachten, zu der Bergbaustadt Kiruna. Sie zählt also die nördlichsten Stadt Schwedens und wurde bereits einmal vollständig aufgrund des Bergbaus verlegt. Ursprünglich lag sie wohl auf den Erzvorkommen, dessen Abbau hier allgegenwärtig scheint. In jüngster Vergangenheit entwickelt sich die Stadt und ihre Umgebung aber auch zum beliebten Urlaubsziel. Sicher auch aufgrund des weltberühmten Icehotels in Jukkasjärvi. Zwar konnten (oder wollten) wir uns eine Übernachtung dort nicht leisten, doch ist es den Tag über zu besichtigen. Erst am Abend müssen die vielen Tagesgäste das Hotel räumen und den Nachtgästen das Feld (oder besser Fell) überlassen. Konstant -5 Grad hat der vollständig aus Eis und Schnee errichtete Bau. Internationale Künstler erschaffen hier Jahr für Jahr ein bewohnbares Kunstwerk. Jedes eisige Schlafzimmer für sich ein Unikat, das nur eine Saison hält. Mittlerweile gibt es sogar ein zweites Hotel nebenan, dass in einer riesigen Kühlkammer den Scharm des Icehotels das ganze Jahr über ausstrahlt.
Unsere letzte Nacht nördlich des Polarkreises sollte dann auch die kälteste werden: -25°C zeigte das Thermometer am nächsten Morgen, in der Nacht sicher noch ein paar Grad kälter. Zelt und Scheiben waren noch nie so stark gefroren und auch die Kamera, die wir für die Nordlichter aufgestellt hatten, war nach einigen Stunden in der Kälte eingefroren. Die Bilder dadurch leider unbrauchbar. Trotzdem meinte es der Wettergott gut mit uns und bescherte uns neben den ersten Nordlichtern ohne Wolken einen fantastischen Sonnenaufgang am nächsten Morgen. So konnten wir uns getrost und glücklich vom Polarkreis verabschieden!
Alles in allem war es eine wirklich schöne Erfahrung, diese Reise in den hohen Norden mitten im Winter gemacht zu haben. Wir haben wirklich viele tolle Eindrücke sammeln können und die Landschaft größtenteils wie aus dem Bilderbuch erleben dürfen. Aufgrund der Jahreszeit waren die Touristenspots und Nationalparks nicht so überlaufen wie es im Sommer der Fall ist. Allerdings waren an vielen Orten die Bürgersteige hochgeklappt und viele Restaurants geschlossen.
Und im Gegensatz zu Schweden waren in Norwegen wirklich alle öffentlichen Toiletten an den Parkplätzen verriegelt – warum das denn? Dort ist es auch nicht kälter!
Campen, auch und besonders das wilde Campen, ist im Winter aus unserer Sicht kein Problem. Sogar an Orten, die laut Beschilderung nicht für das Camping zulässig sind, konnten wir mit freundlicher Genehmigung aus der örtlichen Touristeninformation stehenbleiben.
Mit der Kälte kamen wir trotz aller Zweifel eigentlich ganz gut zurecht, wobei wir meist von den gemäßigteren Temperaturen des Golfstroms profitieren konnten und nur wenige Nächte unter ‑20°C hatten. Und bei trockener Kälte und Schnee lässt es sich definitiv besser aushalten, als bei ekligem Regenwetter. Zumal es dann wirklich zur Herausforderung wird, nasse Jacken im Auto zu trocknen.
Aber für das Wetter kann ja bekanntlich niemand etwas und Regen oder Schnee gehören nun einmal zu dieser Jahreszeit.
Schau Dir auch die ersten beiden Teile unseres Tourberichts an!