3000 km bis Zagora!
Den ganzen Herbst und Winter haben wir mit dem Ausbau unseres Renault TRM 2000 verbracht. Jetzt soll er zeigen was er kann und wo noch Schwächen liegen! Autobahnkilometer, holprige Gebirgspässe, einsame Weichsandpisten – Stresstest für unseren 36-jährigen „Knuffi“. Einmal in die Marokkanische Wüste und wieder zurück!
Der Winter und kurz vor Weihnachten ist für uns die perfekte Zeit in die Wüste zu fahren. Und diesmal nicht mit dem Jeep, sondern mit dem TRM. Besonders wichtig deshalb: Die Reisefähigkeit herstellen, … all das also, worauf es bei einer längeren Tour wirklich ankommt, muss rechtzeitig verbaut sein. Wir freuen uns, dass kurz vor Weihnachten endlich die beiden Tanks unter dem Auto hängen. 400l Diesel gesamt, das soll reichen. Ebenfalls fertig wurde just in time die Heizung und Elektroverkabelung. Das Bad leider nicht. Das provisorisch verschraubte Porta Potti wird’s auch tun, ebenso das provisorische Innenleben der Schränke. So viel Platz hatten wir noch nie, entsprechend dürfen die Schränke ruhig etwas suboptimal eingeräumt sein!
Erste Etappe: Gernsheim-Gibraltar, gute 2400km entlang der Mittelmeerküste. Mit den größeren Reifen läuft der gute Knuffi im oberen 80er Bereich und kann mit den übrigen LKWs gut mitschwimmen. Zwar ist die hohe Drehzahl von 2500 und höher recht nervig und störend, doch macht er das soweit gut. Der Spritverbrauch pendelt sich auf der Autobahn bei 22l ein und zusätzlich gönnt sich Knuffi ein Liter Öl auf die 1000km. Ölwechsel kann man sich also zukünftig sparen… Die Strecke meistern wir erstaunlich gut, abgesehen von den horrenden Mautkosten!
Die Geschwindigkeit ist ok, die starken Winde in Spanien machen unserem mit 2,90m recht kurzen Radstand und mit 3,40m hochbeinigen Ex-Militär weniger aus als gedacht. Der provisorische Dachträger klappert vor sich hin, die Tachowelle rattert fröhlich im Takt. Kleinere Basteleinlagen an den Raststätten kriegen diese Probleme aber in den Griff. Unser Lautsprecher im Fahrerhaus übertönt die Fahrgeräusche verlässlich. Zusammen mit den das Dröhnen reduzierenden Ohrstöpseln können wir tatsächlich von einer angenehmen Reise sprechen. 😉 Nichtsdestotrotz entsteht die TODO-Liste und die Sache mit der hohen Drehzahl will uns nicht aus dem Kopf.
Nach 3 Tagen und ohne ernsthafte Nachtetappen erreichen wir Gibraltar und buchen eine Überfahrt für den nächsten Morgen nach Tanger.
Nach 3 Tagen – Marokko erreicht!
Wie schon zuletzt, nehmen wir uns die Königsstadt Fes als erstes Ziel in Marokko vor. Es ist kurz vor Weihnachten und die Medina ist eine schöne Möglichkeit uns bei mildem Wetter und gutem Essen zu akklimatisieren. Es ist immer wieder toll das geschäftige und produktive Treiben in den engen Gassen zu beobachten.
Die Erkenntnis aus den ersten Tagen auf marokkanischen Straßen: Knuffi fehlt es definitiv noch ein paar helleren straßentauglichen Scheinwerfern. Unsere Zusatzstrahler sind für die Straße weniger geeignet und die normalen Lampen erinnern eher an Kerzen. Besonders bei den unbeleuchteten Heutransportern ist es schon von Vorteil diese zu sehen bevor sie neben einem sind! Auf engen Straßen kommen wir ihnen oben bei ihrer ausladenden Beladung doch schon gefährlich nah. Zumal uns ebenfalls hohe Positionslichter fehlen und wir für sie ebenso wenig einzuschätzen sind. Ein weiterer Punkt auf der länger werdenden TODO-Liste.
Einsamkeit des Hohen Atlas
Von Fes geht es für uns hinein in den Hohen Atlas. Hier gibt es einfach einige sehr schöne Bergpässe, die uns immer wieder magisch anziehen. Wir entscheiden uns diesmal für einen einsamen Pass, dessen Einstieg uns bei Er-Rich auf eine sehr schöne kurvenreiche Passstraße hinauf auf ein Hochplateau des Tizi-Tagountsa führt. Zuvor müssen wir aber bei einem der zahlreichen Gar-Küchen auf dem Weg dorthin halten. Das Mittagessen dort hat mittlerweile für uns schon Tradition.
Auf halbem Wege zum Gipfel holt uns der Abend ein und wir entscheiden uns für ein Nachtlager inmitten einer der Serpentinen. Warum auch nicht, bis auf ein paar Ziegenhirten treffen wir auf der gesamten Strecke nur einen einheimischen Pickup. Abgeschiedenheit gibt es in Marokko eben doch noch! Mit dem festen Aufbau des TRM haben wir außerdem hier deutliche Vorteile gegenüber unseres Jeeps. So langsam wissen wir nicht mehr wie wir es überhaupt in dem kleinen süßen Jeep haben aushalten können! 😉
Highlight dieser Atlas-Route ist sicher der vom französischen Militär gebaute Steintunnel, der für hohe LKW grenzwertig wird. Für die meisten Reisenden sollten die 3,70m Höhe allerdings ausreichend sein.
Übrigens konnten wir auf der Route einige weitere Bedenken über den TRM ausräumen: Seine hochbeinigen Portalachsen machen das Überfahren steiniger Hindernisse fast so einfach wie das Befahren einer Asphaltstraße. Der Wendekreis von Knuffi stellt sich als kleiner heraus der unseres JKU. Enge Serpentinen sind also fast ebenso problemlos befahrbar wie mit einem PKW. Mit einer Breite von 2,23m hat er einige Zentimeter weniger als so manch anderer Reise-LKWs und damit auch bei vielen engen Passagen Vorteile gegenüber anderen Fahrgestellen.
Als wir am nächsten Morgen auf dem Plateau ankommen, erstreckt sich die Einsamkeit und typische Optik des Atlas weit vor uns. Über Kilometer hinweg rollen wir auf den guten zu fahrenden Schotterpisten vor uns hin und genießen die Einsamkeit. Nicht mehr lange und hier führt eine geteerte Strecke entlang. Eventuell sogar bis über den Pass. Erste Baustellen sind bereits eingerichtet.
Mit Tinerhir erreichen wir dann wieder die Zivilisation. Geprägt ist der Ort mittlerweile besonders durch den Tourismus. Die beiden bekannten Schluchten Dades und Todra sind nicht weit und Unterkünfte gibt es hier genug. Auch der bei Overlandern beliebte und schön angelegte Campingplatz Atlas stellt hier mittlerweile keine Ausnahme mehr dar. Da amüsiert es uns besonders mit ansehen zu dürfen, wie die Miturlauber verzweifelt versuchen die Satellitenschüssel ihres Class A Wohnmobils zwischen den Bergschluchten so auszurichten, dass das deutsche Fernsehprogramm auch nicht zu kurz kommt. Das führt natürlich zu mehrmaligem Umparken und Stress in der Beziehung. Wir verlassen die Szene schmunzelnd und genießen das gute Essen hier auf dem Campground.
Es gibt von Tinerhir aus einige Routen, die in den Süden Richtung Sahara führen. Wir entscheiden uns für eine Piste über den Anti-Atlas, die dem bekannten Bergpass über den Tizi-n-Tazazert sehr ähnlich ist. Und hier finden wir sie wieder: Die Einsamkeit inmitten der bizarren Berglandschaft des Atlasgebirges. Wir genießen es, nehmen uns Zeit und kommen trotzdem gut voran. Ab Alnif geht es für uns dann wieder auf der geteerten und gut fahrbaren N12 Richtung Süden weiter. Schon bevor wir es überhaupt erblicken können, werden wir durch die uns abfangenden Mopeds und Defender darauf hingewiesen, wem wir uns nähern… Die unzähligen „Schlepper“ möchten uns zur jeweils besten Werkstatt führen! Alle gelegen im Schrauberparadies Marokkos und dem Tor zur Sahara: Zagora, der letzten Oasenstadt bevor es in die Dünen des Erg Chegaga geht. Gut für uns, schlecht für sie: Knuffi hat bisher keinerlei Beschwerden, die einen Werkstattaufenthalt notwendig machen würden.
Wie sich Knuffi in der Wüste schlagen wird und ob wir auch weiterhin ohne Werkstatt auskommen werden, dazu im zweiten Teil mehr. Spannend bleibt es auf jeden Fall: Wir wollen eine einsame Route um das Erg Chegaga herum ausprobieren…
Hallo ihr beiden Wie immer wieder ein toller Reisebericht zu eurer Tour ! Weiter so!! Im Gedanken bei euch. Claus
Sendet bitte weiter berichte. Das Fahrzeug interessiert mich sehr. Verbrauch wäre noch interessant…
Wir arbeiten dran! Demnächst gibts auch noch ein wenig was direkt zum TRM. 😉
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