Dass Tunesien mehr als Sand und Salzebenen zu bieten hat, wird spätestens deutlich, wenn die ostwestlich verlaufende Front Tafelberge auf der Höhe von Gafsa in den Blick kommt. Dies Ausläufer des algerischen Saharaaltlas bieten zwar keine alpine Höhe, doch sind die Kalksteinschichten umso farbenfroher. Auf der sagenumwobenen Rommelpiste überquerten wir diese gut 1100m hohe Erhebung nördlich der Salzebenen um die Chotts El-Jerid und El-Gharsa.
Fährt man ab El Hamma al Djerid auf der P16 in Richtung Nordwesten und der algerischen Grenze entgegen, so stößt man auf die beiden Ortschaften As-Sabikah und Tamaqzah. Zwischen ihnen verläuft eine schöne, modern ausgebaute Serpentinenstraße. Die Schluchten zu beiden Seiten sind großartig und erinnern an die farbenfrohen marokkanischen Schluchten. Möchte man diese Gebirgskette eher klassisch und auf weniger befestigtem Wege überqueren, so ergibt sich diese Möglichkeit etwa 30km östlicher. Eine alte, teilweise verfallene Militärpassage quert hier erneut den Tafelberg und ist als Rommelpiste bekannt.
Ob diese Versorgungsstraße nun aus Zeiten der Wehrmacht stammt, oder doch erst später in den 50er Jahren vom französischen Heer errichtet wurde, möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren. Wer Interesse an dem Entstehungsprozess hat, dem empfehle ich diesen Blog mit historischen Fotos.
Die Erbauer erbrachten jedenfalls allemal eine besondere Leistung dabei, diese Piste durch den Fels zu hauen. Wenn auch zum damaligen Zeitpunkt die Aussicht eher zweitrangig war, so ist sie heute umso beeindruckender und alleine schon ein Grund die Piste zu besuchen. Von den Plateaus ergibt sich ein atemberaubender und eindrucksvoller Fernblick über die weiten Salzebenen im Süden.
Um diesen Ausblick auch genießen zu können, empfehle ich jedem die Überquerung von Nord nach Süd und damit die Fahrt in diese unendliche Weite hinein.
Außerdem hat man den optischen und geruchsbelästigenden Schock so zu Beginn und nicht nach der Überquerung: Kurz hinter Al-Rudavyif quert man auf dem Weg in die Berge eine ausgedehnte Müllhalde. Danach wird der Anblick aber schnell besser und bereits bei der ersten Serpentine ist der Müll vergessen. Auch die Berge selbst überzeugen durch ihre vielseitigen Strukturen und farbenfrohen Sedimentschichten.
Die Piste selbst besteht aus ausgewaschenen Betonabschnitten und Schotterpassagen. Da die Piste wohl als Versorgungsstrecke konzipiert war, ist auch mit breiten Fahrzeugen jederzeit genug Fahrbahn vorhanden, um die Ausblicke genießen zu können. Alles in allem fahrtechnisch wenig anspruchsvoll. Im unteren Teil der Piste muss eine teilweise weggeschwemmte Brücke gequert werden. Aber auch diese stellte keine allzu große Hürde da, sofern das Auto nicht zu breit ist.
Wieder in der Salzebene angekommen, trifft man schnell auf eine befestigte Straße, die einem das Weiterfahren nach Osten Richtung Metlaoui (und Gafsa) oder auch das Zurückfahren Richtung P16 ermöglicht.
Optisch empfanden wir den Pass als ein besonderes Schmankerl, das sich nicht hinter den Gebirgspässen des Hohen Atlas verstecken muss. Eine klare Reiseempfehlung für jeden, der in den Regionen Tozeur und Gafsa unterwegs ist oder noch eine schöne Strecke für die Rückreise aus der Wüste sucht.
Die Brücke wurde Anfang Januar übrigens gerichtet, wir mussten dort 2 Stunden warten 😉
WAS??? So ein Mist, die hatte so ein schönes Feeling von „Hier ist schon ewig keiner mehr langgefahren, cool dass wir es noch schaffen!“ 😉 Aber vielen Dank für die Aktualisierung!