Rumänien gesehen? Ja – auch verstanden? Leider nein! Für uns ist es ein Land der Gegensätze! Fragt man Bekannte über Dinge, die sie mit Rumänien verbinden, so ist die Antwort klar: Transsylvanien, Dracula und Fledermäuse. Noch was? Eher nicht…
Was aber Rumänien aus unserer Sicht ausmacht ist vielleicht an ein paar kleinen Beispielen, die wir auf unserer Reise durch dieses Land erfahren und erleben durften, besser zu fassen. Betrachtet man beispielsweise die Kleinstadt Baile Herculane (deutsch Herkulesbad), so werden einem die große Gegensätzlichkeiten Rumäniens unmissverständlich dargeboten. Herculane, einst als Kurort begründet und in einem idyllischen Tal gelegen, wurde von der österreichischen Kaiserin Sissi zur Kurresidenz erwählt. Prunkvolle Bauten aus dieser Zeit bilden noch heute das Stadtbild. Leider sind sie völlig verfallen. Fast Tür an Tür zu diesen königlichen Gebäuden stehen Plattenbauten aus der Zeit der Ceausescu-Tyrannei, dessen stalinistische Einheitsbauten das ganze Land zieren. Der Kurort, geprägt durch seine Schwefelquellen, wird noch heute von Rumänen zum Baden und Entspannen angesteuert. Es gibt einen zarten Tourismus, der zwischen den verfallenen Gebäuden existiert.
Etwas, das wohl einprägsam für das ganze Land ist. Überall stehen Ruinen und verrotten vor sich hin. Viele Gebäude und Firmen wurden nach der Wende von Investoren zu Spottpreisen gekauft und finanziell ausgepresst. Nun stehen sie da und zerfallen. Interessanterweise wird in unmittelbarer Nachbarschaft aber Neues gebaut.
Der Einfluss des Staates scheint in Rumänien generell relativ gering zu sein. Getrunken wird selbstgebrautes Bier und selbstgebrannter Schnaps. Beides in guter Qualität, versteht sich! Öffentlichkeit wird allerdings vermieden. Bei der Anmeldung eines Betriebs gebe es immer wieder viele Offizielle, die durch Handaufhalten mitverdienen wollen. Vielleicht auch ein Indiz dafür, warum in diesem wundervollen Land doch eher wenig Fortschritt erkennbar ist und viele Chancen ungenutzt verstreichen.
Allein im touristischen Bereich gäbe es enorme Möglichkeiten: Auf den Bergen der Karpaten findet sich eine der größten zusammenhängenden Waldflächen Europas, ein Donaudelta, das Weltnaturerbe ist, im Winter bieten die höchsten Berge alpine Vergnügungsmöglichkeiten. An der Donau gibt es einen meterhohen in Stein geschlagenen Kopf, der Mount Rushmore das Wasser reichen könnte, wundervolle Passstraßen führen über die Karpaten… Rumänien ist ein ungeschliffener Diamant. Vieles bleibt einfach unter der durch seine Vergangenheit und Geschichte beeinflussten Trägheit und Müßigkeit verborgen.
Trotz alledem, oder vielleicht gerade deshalb, ist Rumänien für Overlander ein wundervolles Ziel: unberührte Natur, wenige Beschränkungen auf Pisten und Routen durch die Wälder und über die Pässe der Karpaten. Wenig Tourismus und überall hilfsbereite Rumänen, sofern sie nicht gerade selbst Auto fahren. Unzählige verfallene Ruinen aus der vergessenen Zeit der Daker oder auch nicht ganz so vergessenen Zeit Ceaucescus laden zur Erkundung ein und lassen jeden Abenteuerliebenden träumen. Träumen geht besonders gut, denn Campingverbote gibt es wenige bis gar keine. Wo man will, kann man campen. Gestört wird man dabei selten, denn besonders in der Höhe ist wenig los. Nicht um sonst soll es hier die meisten Bären und Wölfe Europas geben. Gesehen haben wir (leider) keinen.
Natürlich gibt es auch Kehrseiten. Der Müll überall etwa. Oder auch die hohe (und sichtbare) Armut auf dem Land. Aber welches Land hat keine Probleme, das sollte kein Grund sein von einer Reise abzusehen.
Was mit Dracula ist? Ja das Schloss bei Bran gibt’s auch noch. Wir waren nicht da – und haben es auch nicht bereut. Rumänien ist einfach so viel mehr als Graf Dracula… und das MEHR ist auf jeden Fall lohnenswert!
In der Galerie sind unsere bildlichen Eindrücke weiter thematisiert und beschrieben. Viel Spaß beim durchdrücken und genießen! Hoffentlich bringen sie Anregungen für Euren nächsten Trip!
Schöner Bericht mit beeindruckenden Fotos! Macht auf jeden Fall neugierig…
Freut mich, dass er dir gefällt! 😉
Hallo,
Ich komme selbst aus Rumänien, es ist richtig beeindruckend was ihr da gemacht habt. Richtig Klasse!
Obwohl ich aus Rumänien komme, hatte ich niemals die gelegenheit, dahin zu kommen. Das bleibt für mich noch einen von mehrere Reiseziele, hehe.
Ich wünsche euch alles gute und bleibt gesund!
Liebe grüße,
Cristian