Am nächsten Morgen zeigten sich bereits über den Bergen die ersten Farben der „aufgehenden“ Sonne. Um einem möglichen Wetterwechsel zuvor zu kommen, brachen wir zügig auf. Der nördlichsten Punkt Festlandeuropas im wunderschönen Sonnenaufgang! Das war das Ziel! Von unserer Vermieterin hatten wir am Abend zuvor erfahren, dass die Straße dorthin frei passierbar sei. Im Winter besteht wohl oft nur die Möglichkeit zu bestimmten Uhrzeiten mit dem eigenen Auto hinter einem Schneepflug dort hinauffahren zu können.
So früh am ersten Weihnachtsfeiertag hatten wir die Weltkugel und das „Denkmal der Kinder der Welt“ dann auch vollkommen für uns allein. Die hartgesottenen Besatzungen zweier Wohnmobile, die direkt am Kapp campierten, schliefen wohl noch und die Schneepflugfahrerin zog einsam ihre Runden auf dem leeren Parkplatz.
Der ewige Sonnenaufgang über den kahlen, schneebedeckten Bergen und Fjorden hatte etwas beeindruckend Schönes. Der Wind trieb den Schnee über die Ebene und machte das Bild vollkommen. Er war es auch, der uns nach einiger Zeit in das Besucherzentrum und die tief im Berg liegende Ausstellung zur Geschichte des Nordkapps trieb. Mit dem Eintreffen weiterer Besucher sattelten wir dann auch schon wieder zur Weiterfahrt! Natürlich nicht ohne vorher noch den obligatorischen Kapp-Aufkleber für den Jeep gekauft zu haben! So viel Stolz muss schon sein.
Pläne ändern sich…
Das Nordkapp, als erstes Ziel unserer Reise, hatten wir hinter uns gelassen. Tromsø, die Lofoten und anschließend auf der norwegischen Küstenstraße Richtung Süden – das war der Plan für die nächsten 12 Tage… eigentlich.
Nach Tromsø wollten wir, da es aufgrund der Lage im „Nordlichtgürtels“ besonders gute Chancen für Nordlichter geben sollte. Bereits auf dem Weg dorthin hatten wir ein weiteres Mal Glück. Und dieses Mal sogar völlig unerwartet während der Autofahrt, ohne dass wir darauf warten mussten…
„Da sind Nordlichter über den Bergen!“
„Quatsch, kann doch gar nicht sein! Es ist doch erst 18Uhr!“
Doch trotz der frühen Uhrzeit waren sie tatsächlich da… und als ob sich die Nordlicht-Veranstalter die Uhr danach stellten, standen beim Umrunden des Fjordes plötzlich in jeder Parkbucht Reisebusse mit Nordlicht-Touristen aus Tromsø.
Dichtes Schneetreiben in Tromsø verhinderte leider weitere Chancen auf Nordlichter an diesem Abend. Auf den 421m hohen Hausberg Storsteinen gibt es einen Wanderweg und hier wollten wir am nächsten Tag zum ersten Mal unsere noch eilig vor der Abfahrt erworbenen Schneeschuhe testen. Neben einem Reisebus Asiaten standen neben uns in der Gondel der Seilbahn Fjellheisen noch ein paar heimische Skifahrer und Snowboarder, die ihre Chance auf ungespurten Tiefschnee nutzen wollten.
Trotz des grauen Wetters bot sich eine schöne Aussicht über Tromsø mit seinen Fjorden und Brücken. Das Stapfen mit den Schneeschuhen bergab im tiefen Neuschnee war kräftezehrender als erhofft. Mehrfach versanken wir im Schnee und waren anfänglich kurz davor, wieder umzukehren. Aber da es sich bergab bekanntlich einfacher läuft als bergauf erreichten wir stolz eine Stunde später den 350 Höhenmeter unter uns liegenden Parkplatz. Dass wir querfeldein marschiert waren, viel uns erst später auf, als wir den eigentlichen Wanderweg kreuzten und uns die ersten Wanderer von unten entgegenkamen.
Und nun weiter auf die Lofoten? – Zurück im Auto planten wir das weitere Vorgehen. Tromsø wollten wir aufgrund des Wetters verlassen. Die Wettervorhersage für die Lofoten prognostizierte leider aber auch Plusgrade, Regen, Schnee und Sturm. Das waren keine guten Aussichten, um etwas von der schönen Landschaft der Lofoten zu sehen. Da kam der spontane Hinweis einer Daheimgebliebenen sehr recht, die gerade in einer Reportage von dem Nordlichtspot schlechthin erfahren hatte: dem schwedischen Bergbaugebiet um Abisko und Kiruna.
Ob das Wetter dort besser werden wird? Hier geht es zum dritten Teil unseres Berichts. Den ersten Teil gibt es natürlich auch noch!