„Im Winter ans Nordkapp?? Und dann auch noch mit dem Dachzelt? Wird das nicht viel zu kalt? Und sind die Straßen überhaupt befahrbar ohne Schneeketten oder Spikes? Wie funktioniert das mit dem Kochen im Jeep? Ist da nicht die meiste Zeit des Tages dunkel und wie will man da überhaupt etwas erleben? Und gibt es dafür denn keine bessere Reisezeit?“
Und dann die Aussage, die alle Fragen erblassen ließ: „Wir wollen zu den Nordlichtern!“
Kurzentschlossen, mit dicker Winterkleidung ausgerüstet, den Jeep so vollgestopft wie noch selten, ging es 4 Tage vor Weihnachten einfach los:
Im Regen durch Deutschland, mit der Fähre von Puttgarden nach Rødby und über die Øresundbrücke nach Malmö. Von dort hangelten wir uns auf der E4 immer weiter nach Norden bis der Regen endlich in Schnee überging. Unsere erste Nacht verbrachten wir bei -5°C an einem verschneiten, bewaldeten See nördlich von Stockholm in absoluter Einsamkeit.
Nachts erreichten wir die finnische Grenze und suchten uns einen Stellplatz zum Übernachten. Die Nacht sollte temperaturmäßig die erste Herausforderung werden – wir waren mittlerweile bei ‑22°C angekommen… Dennoch haben wir dank durchlaufender Luftheizung und zusätzlicher Innenisolierung des Zeltstoffes sehr gut und warm geschlafen. Am nächsten Morgen waren wir selbst überrascht, wie gut das eigentlich doch funktioniert hatte. Nur das Tanken ohne Handschuhe ist bei solchen Temperaturen nicht empfehlenswert und Kälteverbrennungen an Metall sind eben auch Verbrennungen!
Weiter ging es durch das finnische Lappland. So langsam konnten wir spüren, wie kurz die Tage hier oben in den Wintermonaten sind und wie wenige Möglichkeiten es doch gibt, etwas bei Helligkeit zu sehen.
Schilder machen immer wieder darauf aufmerksam, dass mit Rentieren auf der Straße zu rechnen ist. Und tatsächlich ließen sie sich dann und wann auf unserem Weg in den hohen Norden blicken. Sie standen zwischen Bäumen, im Straßengraben oder überquerten die Straße in aller Gelassenheit. Wenig schüchtern ließen sie sich auch nicht von uns auf der Suche nach Essbarem unter der dicken Schneeschicht nicht stören.
Die nord-norwegischen Städte Kautokeino und Alta hinter uns, schlängelten wir uns schließlich im Schneesturm die schier endlosen letzten Fjorde entlang bis vor das Schneetor des berühmten Tunnels unter dem Fjord hindurch. Mit der Durchquerung des Tunnels erreicht man die Nordkapp-Insel Magerøya, die bis vor Bau des Tunnels nur per Fähre zu erreichen war. Das Tor öffnete sich beim Näherkommen übrigens automatisch und soll den Tunnel selbst vor dem Wetter schützen.
Eigentlich wollten wir für ein bisschen Komfort an Heilig Abend ein Hotelzimmer in Honningsvåg buchen und mal nicht selbst kochen. Allerdings gefiel uns das Örtchen, in dem auch die Hurtigruten Schiffe anlegen, nicht sonderlich gut und durch die starke Beleuchtung des Ortes befürchteten wir reduzierte Chancen auf Nordlichter. Daher buchten wir kurzerhand ein kleines Apartment im Dörfchen Gjesvær, direkt am Nordmeer gelegen und nur 40min vom Nordkapp entfernt. Kochen mussten wir hier zwar dennoch selbst, da alle Restaurants im Dorf an den „Jul“-Tagen geschlossen waren… aber dafür wurden wir durch einen wunderschönen Ausblick auf die Bucht des Ortes entschädigt und konnten trotz einiger Wolken unsere ersten Nordlichter sehen.
Der nächste Morgen sollte uns dann bereits an den nördlichsten Punkt Europas bringen! Das dann im zweiten Teil unserer Reise….
Ein Wintermärchen zu Weihnachten, PERFEKT !
Absolut. Und noch viel farbiger als es in den Alpen ist… 😉