Von einsamen Dünen und brüchigen Kabeln!
Mit dem Erreichen von Zagora hat uns auch die touristische Zivilisation wieder. Überall wird man angesprochen um für die Wüstentour letzte wichtige Checks in den Werkstätten durchführen zu lassen. Ob Abschmieren, Ölwechsel, Reifenreparatur oder gleich vollständige Instandsetzung. Wenn es um robuste PKW- und LKW-Technik geht, bist du hier genau richtig. Einige der Werkstätten haben einen sehr guten Ruf und wären deshalb auch sicher eine gute Anlaufstelle für notwendige Reparaturen! Doch: da ist nichts zu reparieren an Knuffi… noch nicht!
Wir entscheiden uns deshalb nur für letzte Einkäufe und einen wunderbares Abendessen auf einem der lokalen Campingplätze. Am nächsten Morgen geht es zu Omar. Bereits bei unserem ersten Marokko-Trip vor gut 5 Jahren machte er uns ein herrliches Souvenir, unseren Jeep als Modell aus Palmenholz geschnitzt. Mittlerweile ist er durch diverse Zeitschriftenartikel, die er uns natürlich gleich zeigt, bei Reisenden beliebt und die Warteliste für ein Modell kann schon einmal etwas länger werden. Nichts desto trotz wollen wir natürlich ein weiteres Modell, diesmal von Knuffi. Er verspricht uns, es nach Deutschland zu schicken, sobald er es fertig hat. Wir sind gespannt und warten aktuell immer noch drauf!
Bevor es endgültig in die Wüste Marokkos geht, genießen wir die Einsamkeit der Tafelberge. Denn Zagora ist nicht ausschließlich das Tor in die Sahara. Eingekesselt von einer Reihe Berge gibt es auch hier Einiges zu sehen. Besonders Einsamkeit. Die Touren über die Tafelberge eignen sich hervorragend als Tagesausflug von Zagora und bietet hautsächlich schroffe Felsen und Rüttelpisten. Sand kommt eher weniger vor. Dafür ist die Aussicht auf das weite Nichts wirklich beeindruckend!
Tages drauf starten wir Richtung Mhamid, einer kleinen Oase in Mitten des Erg Chegagas. Auf dem Plan steht eine besonders einsame Route. Gefunden und „kartographiert“ von der Pistenkuh. Eine besonders abgelegene Route soll um das Erg Chegaga herumführen bis heran an die algerische Grenze und zum Erg Zaher. Dort befindet sich eine der höchsten Dünen Marokkos: Die Löwendüne. Für uns klingt das nach einer schönen Möglichkeit KNUFFI einmal im Sand auf Herz und Nieren zu testen. Drei Tage unter Kameln ist natürlich ebenfalls eine nicht zu verachten und lockt uns ebenfalls.
Mhamid selbst ist mittlerweile über Asphalt zu erreichen. Wir entscheiden uns trotzdem für eine Wüstenroute und stoßen so schnell auf die ersten Dünen. Dabei wird eines sehr schnell klar: Portalachsen, geringer Radstand und Dünen sind eine fantastische Kombination. Wo der Jeep bereits Schwung braucht um auf dem Dünenkamm nicht mit dem Bauch aufzusitzen, rollt der TRM gemütlich drüber hinweg. Spätestens jetzt wird klar, dass der TRM eine erstklassige Wahl für die Wüste ist. Das finden übrigens auch die Marokkaner, sonst hätten sie sie bestimmt nicht für ihr Militär angeschafft!
Nach einigen Stunden erreichen wir gut gelaunt Mhamid. Im Dorf starten viele gefühlte Touren in die Wüste. Es gibt viele Guides, die einen davon überzeugen wollen nicht allein in die Wüste zu starten. Sie böten sich aber natürlich gerne als Guide an… Auch gibt es hier einen Campingplatz, der dank der asphaltierten Straße nun sogar für normale Wohnmobile erreichbar ist.
Da unser Plan steht, wir volle Tanks und genug Verpflegung für die nächsten Tage haben, lassen wir uns nicht beirren und gehen direkt auf die Suche nach dem Routeneinstieg. Den finden wir dank etwas dürftiger Navigation erst später, können dafür aber in das ein oder andere erstaunte Gesicht von Kamelen und Menschen schauen… Nach zwei, drei Anläufen stolpern wir aber über eine LKW-Spur, die uns auf den richtigen Track bringt. Der Piste lässt sich nun gut folgen, es wird etwas windiger und ab und an liegen Dünen über der GPS-Route. Kein Hindernis, viel Spaß!
Wir fahren entlang größerer Dünenfelder und queren kleinere Queds. Die Piste verliert sich oft und wir können uns lediglich an den GPS-Punkten orientieren. Dafür treffen wir aber immer wieder auf Kamele, die Touristen durch die Wüste tragen. Ihr Ziel scheint das selbe zu sein wie unseres: die Löwen-Düne, ein großer Dünenkamm inmitten des Erg Zaher. Wir erreichen das Dünenfeld am frühen Abend und suchen uns einen ruhigen Dünenkessel in der Nähe der lionsdune.
Pünktlich zum Sonnenuntergang findet eine Wanderung im Gänsemarsch auf die Düne statt. Der Schönheit des Sonnenuntergangs in der Wüste tut das aber keinen Abbruch. Die Urlauber hier sind individuell unterwegs, in kleinen Gruppen zusammen mit ihrem eigenen Guide.
Nur ein, zwei Dünen neben uns befinden sich die ersten Beduinenzelte mit Touristen. Das merken wir allerdings erst, als uns der marokkanische Guide besuchen kommt. Am Feuer erzählt er uns, dass er nur eine Touristen auf Kamelen hierher geführt hat und sich sehr über die Abwechslung unserer Bekanntschaft freut!
Am nächsten Morgen brechen wir wieder auf und verlassen das Erg. Der Rückweg führt uns an einer alten und verlassenen Sandsteinkaserne entlang. Es ist faszinierend, wie schnell sich die Wüste Gebiete zurückholt, wenn man sie nicht aktiv daran hindert.
Ein kurzer Ausflug in ein Dünenfeld vor dem Lake Iriki erweist sich als doofe Idee. Am späten Nachmittag, auf der Suche nach einem schönen Übernachtungsplatz, fahren wir in ein Dünenkessel mit langezogener leicht abschüssigen „Einfahrt“. Dabei merken wir direkt wie weich der Sand hier wird und fahren uns im Kessel auch prompt fest. Der Sand ist im Laufe des Tages so weich geworden, dass nur noch Luft ablassen und der Einsatz von Sandblechen helfen. Nach einiger Zeit und viel Luftanhalten beim Zurückfahren aus dem Talkessel, bleibt die Erkenntnis: Der TRM ist eben doch kein 1,5t leichter Hilux und in einen Dünenkessel zu fahren ohne Exit-Strategie ist allein ohne zweites Fahrzeug nur die zweitbeste Idee! 😉
Für den Abend begnügen wir uns dann doch mit einem eher unspektakulären Plätzchen hinter einer Wanderdüne.
Am Lake Iriki treffen wir am nächsten Morgen wieder auf uns bekannte Routen. Der große Salzsee lässt sich entweder am Rand umrunden, oder direkt durchfahren. Wir entscheiden uns für eine gute Mischung aus beidem und folgen mal den einen Spuren und mal den anderen. Auf dem See treffen wir wieder vermehrt auf Fahrzeugkonvois, die Touristen von Foum-Zguid kommend in die Wüste bringen.
Auf den langen Kilometern anstrengender Schotterpiste jenseits des Sees beginnt ein Warmlicht am Armaturenbrett im Takt des Geschaukels zu leuchten. Es ist die Warnlampe der Servolenkung. Mit einem unguten Gefühl halten wir an. Es ist nur ein paar Tage her, seit uns ein Bekannter, der kurz vor uns ebenfalls hier in der Wüste mit seinem TRM unterwegs war, warnte, möglichst den Schlauch zum Ausgleichbehälter zu fixieren. Bei ihm habe er sich auf einer Wellblechpiste aufgescheuert und damit zu großem Ölverlust und fehlender Servolenkung geführt.
Nach kurzem Check des Ausgleichsbehälters und der Verschlauchung können wir aber aufatmen, keine Leckagen, die Schläuche sind fest. Dafür finden wir ein Kabelbruch am Füllstandsschwimmer vor, der zu dem Leuchten des Warnlichts führt. Das können wir in leicht flicken… zumindest provisorisch!
Bemerkenswert ist, dass zwei marokkanischen Guides mit Ihren Touristenconvois direkt halten und uns Hilfe anbieten wollen. Zwei andere europäische „Overlander“-Gruppen fahren hingegen durch die geschlossene Scheibe grüßend an uns vorüber…
Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir den Checkpoint vor Foum-Zguid und nutzen den frühen Nachmittag für ein ausgiebiges Essen am Marktplatz in einer der vielen Garküchen.
Wie geht es nun weiter? Erneut in den Sand, weitere Touren durch die Atlasgebirge? Oder vielleicht in den Nordosten ins Riffgebirge?
Den ersten Teil unserer diesjährigen Marokko-Tour findest du hier.
Pingback: Einmal Sahara und zurück! Teil 1 – overtheland.de
gut gemachter Bericht 🙂
wie ging es weiter ? und habt ihr euer Model mittlerweile erhalten ?